Tür 19: Von Nixen, Slawen und Märtyrern

Heute Abend öffnete der Kalender in der Jungen Gemeinde. Zu Beginn wurden in dem festlich geschmückten Raum gemeinsam Weihnachtslieder gesungen.

Dann nahm Tobias Bergelt, der ehemalige Leiter der Jungen Gemeinde, im alten Sessel platz und nahm uns in die Zeit um 892 nach Christus mit. „Damals regierten Nachkommen Karls des Großen“, so Bergelt. „Slawen waren damals noch Heiden und es wurden in unserer Region zahlreiche Wassergötter angebet“. Als Beispiel nannte er die Nixe vom Taurastein.

„Diese Heiden verehrten Natur, z.B. Haine und Auen, wodurch wir bei „Lichteaue“ schnell bei Lichtenau und dem „alten Hain“ bei Altenhain sind, so Bergelt. Wir können so also das erste verbürgte Ereignis der sächsischen Geschichte verorten. Dort kam es auch zu Menschenopfern, so etwa beim heutigen „Dreischlösserblick“. Weil es im Ostfränkischen Reich zu Überfällen kam, beschloss man, die Slawen zu entmilitarisieren und zu missionieren. In Chroniken wie der fränkischen Chronik oder der von Christian Bahn 1755 verfassten Bahnschen Chronik kann man sich über diese sächsische Geschichte belesen.

Der berühmte Bischof Arn von Würzburg wurde 892 n. Chr. von slawischen Truppen getötet und erlitt ein Martyrium. „Ein Märtyrer ist ein Mann, der für den Glauben stirbt.“ erklärt Bergelt. „Auch unsere heilige Katharina von Alexandrien im Stadtwappen von Frankenberg ist so eine Märtyrerin“. Aber warum machen Märtyrer das? „Weil sie eine tiefe Wahrheit in sich spüren“, sagt Bergelt. Das geht 2000 Jahre zurück auf das Ereignis in Bethlehem. Dort hatte Gott die Form eines Kindes angenommen. Die Lehre, die wir daraus ziehen können ist, „dass im Christentum keine Menschenopfer gebracht werden müssen, sondern Gott selbst für uns gestorben ist. An Weihnachten ist also Gott in die Welt gekommen und wir selbst müssen nicht perfekt sein, sondern unsere Schuld bekennen“, so Bergelt.

Wir haben heute Abend in dem schonen Vortrag gehört, dass Frankenberg zur Kirchengeschichte dazugehört und Sachsen voller Mythen ist, die es zu entdecken gilt. Denn gewissermaßen besteht Geschichte eben aus Geschichten. Und die sind es wert, immer wieder erzählt zu werden. Wir danken der Jungen Gemeinde, die anschließend noch zu schönen Gesprächen bei Keksen und Heißgetränken einlud, für diesen spannenden und erkenntnisreichen Abend!

Morgen Abend öffnet der Kalender im Atelier auf der Altenhainer Straße 13 wo Designer Marcel Kabisch und Filmemacher Patrick Müller ein gemeinschaftliches Türchen gestalten.

Text und Fotos: Patrick Müller

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