Das letzte Türchen des Lebendigen Adventskalenders in diesem Jahr öffnete sich an der St. Aegidienkirche. Im vollbesetzten Gotteshaus hielt Pfarrer Jörg Hänel weithin sichtbar das gelbe Kalenderblatt in die Höhe und hieß die Besucher willkommen: „Für manche ist diese Schwelle niedrig, für andere hingegen hoch“, sagte Hänel. Bei der Christvesper mit Predigt ertönte prachtvolle Musik aus der frisch restaurierten Eule-Orgel und die biblische Weihnachtsgeschichte wurde in kurzen Auszügen vorgelesen. „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.“ So beginnt die Erzählung und ordnet sie zugleich zeitlich ein. Früher hieß der Statthalter noch „Landpfleger“, aber im 500. Jahrestag der Reformation kam zugleich eine neue Bibel auf den Markt, die mit solcherlei Korrekturen aufwartet. In der Predigt ließ Hänel per Video die irisch-US-amerikanische Sängerin, Musikerin und Songwriterin Patricia Kelly zu Wort kommen, die eindringlich erklärte, wie sie zum Glauben gefunden hat.
Passend zum Fest wurden im ganzen Kirchgebäude Kerzen angezündet. Das steht zentral für Weihnachten: „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht!“, heißt es in der Lutherbibel. Für uns moderne Menschen ist das noch immer enorm aktuell: Überall auf der Welt sterben Menschen. Schlägt man die Zeitung auf oder sieht man fern, könnte man schnell die Hoffnung verlieren. Die Bibel hat dafür aber eine Antwort: „Fürchtet euch nicht!“ ist da Programm. Nämlich die Angst im Herzen nicht zu groß werden zu lassen und dem Guten und Hoffnungsvollen, das einen ebenso umgibt, Raum im Leben zu geben. Wer das 24. Türchen erlebt hat, konnte das gut nachvollziehen. Freude lag in der Luft.
Aber auch die restlichen Kalendertage waren in diesem Jahr überreich beschenkt von Miteinander, Hoffnung, Freude und Wärme. Eine bessere, menschlichere Welt wurde uns da für eine halbe Stunde präsentiert, wenn wir uns bereitwillig darauf einließen. Unter anderen waren das: Eine Diabildgeschichte in der Druckerei, durch die vereiste Nachtwelt in der alten Bergstadt, Gemälde an der Schlossstraße, ein Riesenstollen, solidarische Landwirtschaft mit Wollschwein & Co., Bienenvölker, eine kindliche Yogageschichte, die verborgene Schönheit des Wildgatters Rabenstein, ein Atelier, begeisterte Bergleute, die Geschichte des Stahls oder Weihnachten in der Werkstatt. Dazu wurde überall viel gesungen, Musik selbst gemacht, und nicht selten traf man sich auch nach dem Ende des jeweiligen Türchens zum Plausch. Das ist nicht selbstverständlich, und deshalb sagt unser Verein allen Teilnehmern nochmals herzlichen Dank!
Auch im nächsten Jahr wird es einen Lebendigen Adventskalender geben. Wer sich bereits heute anmelden möchte, ist herzlich dazu eingeladen, damit wir wieder ein schönes Programm zusammenstellen können. Bis dahin einen guten Rutsch in ein schönes und friedvolles Neues Jahr!
Text und Fotos: Patrick Müller
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