Zwei junge Fackelträger flankierten gestern den Eingang in der Winklerstraße 28. Prächtige Häuser aus der Kaiserzeit verrieten auch gleich, wer hier vielleicht gewohnt haben könnte: viele Lehrer des 1901 vom Architekten Conrad Canzler entworfenen und als Königlich Sächsisches Lehrerseminar eröffneten Schulgebäudes, das damals sogar einen Preis auf der Weltausstellung bekam.
Und so lud gestern im Rahmen des Lebendigen Adventskalenders Direktor Prof. Dr. Karl Emil Hözel mit seinem Sohn zu einer Reise durch die Zeiten ein. „Was ist falsch an dieser Beschreibung?“, fragte Hözel, und vermittelte damit, dass auch in der Geschichtsschreibung nicht immer alles so ist, wie es zu sein scheint. „Die Auflösung gibt es am Schluss“, versprach er. Und Hözel war natürlich nicht Hözel, sondern Matthias Hanitzsch, bekannt als einer der Macher vom Welt-Theater-Kinoverein. Prof. Dr. Karl Emil Hözel war sein Urgroßvater, in dessen Kleider er geschlüpft war.
Natürlich hat man damals immer auch Dialekt gesprochen, und so las Hözels Sohn die biblische Weihnachtsgeschichte mit Mariä Verkündigung auf lupenreinen Sächsisch vor. Hanitzsch kam anschließend auf die biblischen Prophezeihungen zu sprechen. „Denn im alten Lehrerseminar waren Bibelstunde und Christenlehre Pflicht. Hözel selbst lehrte es, wie auch das schöne Fach Wohlanständigkeit“, was viele zum Schmunzeln brachte.
„Mein Urgroßvater konnte damals aber noch keine Filme zeigen. Ich kann es.“ Hanitzsch warf also einen mächtigen 16mm-Kinoprojektor an und zeigte einen vergnüglichen alten Lehrfilm über biblische Prophezeihungen mit beeindruckenden Aufnahmen aus dem Gelobten Land. „So etwas wird heute nicht mehr gedreht“, sagte er. Und tatsächlich: die Szenen um die Stadt Petra, Tyrus, Babylon und Jerusalem ließen einen glauben, man nähme an einer echten Zeitreise teil und ließ einen tief in die Geschichte eintauchen.
Viele Besucher kamen anschließend bei Gebäck und Getränken noch miteinander ins Gespräch. Am Ende wurde wie versprochen das Rätsel um Hözels Sohn gelöst: „Mein Großvater hatte gar keinen Sohn, sondern eine Tochter namens Ilse.“ Danke für diese schöne Türchen! Der Adventskalender neigt sich bald dem Ende zu.
Heute Abend geht es nach Dittersbach, wo die Fa. ATM Auto-Teile-Müller ihr spannendes Türchen öffnet. Ab 18 Uhr steht auch ein Fahrservice vom Frankenberger Markt bereit.
Text & Fotos: Patrick Müller
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