Tür 11: Von Flasern, Drachen und Porzellan

Beim Lebendiger Adventskalender im Museum Rittergut erwartete den Zuschauer gestern ein Fest der Sinne. Zunächst begann das Türchen mit einem Vortrag des Stadtchronisten Herrn Dr. Ullrich zum Thema: Meißner Porzellan vor 310 Jahren: Beginn der Arbeiten zur Entwicklung des ersten europäischen Hartporzellans in Europa. Dr. Ullrich wußte, wovon er sprach. Er war 40 Jahre an der Bergakademie Freiberg angestellt, wo er u.a. Echtheitsprüfungen für die Meißner Porzellanmanufaktur durchführte. Zunächst folgte ein geschichtlicher Abriss über die Entstehungsgeschichte. „Im Mittelalter trank man aus Zinkbechern. Dadurch wurden die Getränke aber schnell kalt und es schmeckte etwas metallisch.“ so Ullrich.

img_9652„In China hingegen konnte man bereits vor 1500 Jahren Porzellan herstellen, weil sie die benötigten Rohstoffe hatten, die man hier erst aufwendig zusammenmischen musste.“ Als Johann Friedrich Böttger (1682–1719) aus Preußen nach Sachsen floh, weil in Preußen Alchemisten mit dem Tod bestraft werden konnten, war das ein Glücksfall. Als Grundstoff nahm man das Kalin von Perücken und mischte es mit Kaliziumkarbonat. „Das richtige Verhältnis hatte man am 15.1.1708 gefunden, der Geburtsstunde europäischen Porzellans.“, so Dr. Ullrich. Für die richtige Temperatur sorgte Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651–1708), der mit Brennlinsen Temperaturen über 2000 Grad Celsius herstellen konnte. „Eine wichtige Figur war auch Gottfried Pabst von Ohain (1656–1729) aus Freiberg, einer der berühmtesten Metallurgen seiner Zeit. Er gab Böttger Freiberger Berg- und Hüttenleute zur Hand.“ so Dr. Ullrich. Das Porzellan hatte nun seine gewünschte Beschaffenheit: „Weiß, durchscheinend und dicht“ musste es sein. Und so wurde ab 1710 in Meißen Porzellan hergestellt, dass Sachsen ungeheuren Reichtum brachte. Wir danken Herrn Dr. Ullrich für diesen leidenschaftlichen und informativen Vortrag!

img_9650Lenkte man dann seine Schritte aus dem vollen Vorlesungssaal, gewahrte man eine kleine, aber feine Porzellanausstellung. Zur Linken sah man kostbare Exponate aus Dr. Ullrichs Privatsammlung, von Böttgersteinzeug bis zum berühmten Meißner Porzellan mit Zwiebel- oder Rosenmuster. Zur Rechten war zum ersten Mal Porzellan ausgestellt, welches die Museumschefin, Dana Därr, vor Jahrzehnten mit kunstvoller Hand bemalt hatte.

Mit dieser „Liebe zum Detail“ ging es anschließend weiter, wenn man zwei Treppen nach oben stieg, wo die img_9649gleichnamige neue Ausstellung der Leo-Lessig-KUNST-Stiftung eröffnet wurde.

Ein drittes Highlight des Nachmittags wurde von Malermeister Andreas Teuchner vorgestellt. Die Restaurierung einer Flaserndecke aus dem 16. Jahrhundert. „Fasern sind bedruckte Papierflächen, welche Edelholz imitieren. Die mit Modeln bedruckten Papierabschnitte wurden auf Holztafeln aufgeklebt und zu einer Kassettendecks zusammengefügt“, so Teuchner. Die Decke wurde beim Einbau der Heizungsanlage im Jahre 1990 entdeckt und in den letzten Monaten aufwendig restauriert, wobei auch die Farbigkeit rekonstruiert werden konnte. Ein historisches img_9645Kleinod, auf dass die Stadt Frankenberg zurecht stolz sein kann.

Ein überreiches, schönes Programm hat das Museum Rittergut da zusammengestellt. Die Ausstellung sind während der Öffnungszeiten des Museums noch bis März 2017 zu besichtigen: Mi./Do.: 10–12.30 Uhr
und 13–16 Uhr, Fr./Sa./So.: 13–16 Uhr.

Heute Abend heißt Falk-Uwe Langer auf der Badergasse 4 seine Kalendergäste willkommen. Wir dürfen gespannt sein!

Text & Fotos: Patrick Müller

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