Nostalgisch wurde es heute Abend, als das Welt-Theater mit 24 Bildern pro Sekunde sein Türchen am Lebendigen Adventskalender öffnete. Gezeigt wurde ein alter Lehrfilm, der ins Reich der menschlichen Sinne entführte. Es ist letztlich beispielsweise der Verstand, der das im Auge entstehende Bild wieder umkehrt, aber auch der Verstand, der manchmal trügerisch sein kann. Die Projektion dieses alten Filmes war gerade durch ihren leichten Rotstich und den Laufstreifen etwas ganz Besonderes, ein fast vergessenes Kino der Wärme in einer heutigen Welt der digitalen, berechnenden Kälte. Tarantino sagte kürzlich, dass heutiges Digitalkino in etwa so ist, als schaue man Fernsehen in der Öffentlichkeit. Echter 35mm-Film im Welt-Theater ist hingegen etwas völlig anderes: das gibt es nur hier, jede liebevoll vorbereitete Projektion ist gewissermaßen einzigartig und so nicht zu Hause erlebbar. Mit dieser Vorstellung beendete das Theater ein reichhaltiges Kinojahr in einem festlich geschmückten Saal. „Den Erfolg hätten wir uns nicht träumen lassen, als wir vor fünf Jahren das Welt-Theater wieder zum Leben erweckt haben“, sagte Matthias Hanitzsch, dessen Vater früher hier Filmvorführer war. „Das Theater hat Technik, die einmalig in Sachsen ist.“ Auch von den Ernemann-Projektoren aus dem Jahre 1937 gibt es nur zwei: eines im Zwickauer Technischen Museum und hier in Frankenberg. „Wir hätten uns nie träumen lassen, dass wir seit diesem Jahr mit dem Haus und den technischen Raffinessen sogar unter Denkmalschutz stehen“, resümierte er die bewegte Geschichte, die heute von einem engagierten Verein von Filmfreunden weitergeschrieben wird. Wer nun auf den Appetit gekommen ist, der ist zum nächsten Kinotag im Februar eingeladen, wo neben seltener Zelluloidkunst auch einmalige Führungen durch das Haus zu erleben sind. Mit schnellen Schritten nähern wir uns nun Weihnachten, denn morgen Abend öffnet der Kalender in der Katholischen Kirchgemeinde.
Text und Bild: Patrick Müller.
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