Gestern Abend öffnete der Lebendige Adventskalender in der Winklerstraße 28. „Niemand kann wissen, was gleich gemacht wird“, sagte Gastgeber Matthias Hanitzsch, und drückte damit den Grundgedanken des Kalenders aus, der von Überraschung lebt. Doch was ist der eigentliche Sinn von Weihnachten: Stress und Hektik, Ruhe oder Geschenke? Die Wohnung war bewusst nicht geschmückt, denn wir sollten Weihnachten wieder ganz neu sehen lernen. Für einen Obdachlosen beispielsweise sei eine Wohnung das größte Geschenk, was man sich vorstellen kann. „Geschenk ist auch ganz viel Gefühl, vor allem für Hilfsbedürftige oder Kinder“, so Hanitzsch. „Sie sagen etwas aus. Warum schenkt er etwas? Die schönste Geschenke sind oft die unerwarteten, da freut man sich am meisten.“ Beispielsweise mit seiner alten Holzfeuerwehr hat man jahrelang gespielt, während heutige Geschenke oft nur ein paar Wochen halten. „In der DDR freute man sich über Westpäckchen, wo man nie wusste, was drin ist.“ Ein Urlaub kann aber auch ein Geschenk sein. Und so zeigte Hanitzsch auf einem 16mm-Projektor einen für die DDR von der Sowjetunion gedrehten Werbefilm über eine Reise nach Mittelasien. „Für viele muss eine solche Reise ein absolutes Highlight gewesen sein. Ich selbst kenne aber niemanden, der damals eine Reise bekommen hätte, wie sie hier beworben wird.“ Man sah in dem Film herrliche Aufnahmen von alter Kultur in Samarkand, prächtigen Neubauten, viel Natur und Wasser, das in neu errichteten Stauseen gebändigt und kontrolliert wurde. „Heute herrschen in dieser wunderschönen Gegend Krieg und Chaos, viele Menschen sind dort schon froh, heil die Straße überqueren zu können“, so Hanitzsch. „Frieden ist das größte Geschenk!“ – Das sind wahrhaft weihnachtliche Worte, die jeden Tag von uns allen neu verinnerlicht und gerade im Advent mit Sinn erfüllt werden müssen. Die geräumige, leere Wohnung, in der das Türchen stattfand, ist übrigens zu vermieten. Von diesem besinnlichen Türchen geht es heute Abend ins Haus der Vereine, wo die Jugendtheatergruppe die 19. Pforte öffnet.
Text und Fotos: Patrick Müller
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