Am 5.11.2013 las Dr. Jan-Christoph Hauschild in der liebevoll restaurierten Aula des Hauses 2 des Martin-Luther-Gymnasiums aus seiner Heiner-Müller-Biographie Heiner Müller oder Das Prinzip Zweifel. Faktenkundig und bienenfleißig recherchiert berichtete er auch vieles aus Frankenberg. Wie die Müllers nach dem Krieg in der Freiberger Straße 14 wohnten etwa, er in Frankenberg Abitur machte und als Hilfsbibliothekar vielgelesene Bücher reparierte. Aber auch wie sein Talent durch seinen Deutschlehrer entdeckt wurde, er erste Theateraufführungen gab (u.a. in der ehem. Dittersbacher Gaststätte Zur Linde), und frühzeitig von sich selbst überzeugt war, ein Genie zu sein. Dann folgten seine Jahre in der DDR, in denen er immer wieder mit provokanten Stücken heilsame Kritik übte, die aber nicht immer auf Gegenliebe stoß, wie das immer der Fall ist, wenn einer zu schnell Veränderung herbeisehnt. Im Westen wird man auf Müller aufmerksam und zelebriert ihn deshalb in den aufgeheizten Zeiten des Kalten Krieges. Als Wolf Biermann ausgebürgert werden soll, ist Müller einer der Künstler, die dagegen protestieren.
In der anschließenden Diskussion ging es auch um Müllers Talent zur medialen Selbstinszenierung, seine Kompromisslosigkeit und polarisierende Persönlichkeit. Vor allem aber kann nur zugestimmt werden, dass Müller der größte Dramatiker nach Brecht war und uns gerade in heutigen Krisenzeiten noch viel über uns zu sagen hat, indem er zum eigenen Nachdenken erzieht und einen Spiegel vorhält. Ein schöner Abend! Und soviel sei verraten: unser Kunst- und Kulturverein plant derzeit einiges, um Heiner Müller für Frankenberg wieder neu zu entdecken. Drücken wir die Daumen, demnächst mehr.
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