Tür 22: „Der hat die größte Freud’, der sich darauf freuen kann!“

Wie holte man sich vor 100 Jahren Kultur ins Wohnzimmer? Dieser Frage gingen Matthias Hanitzsch und seine Hausgemeinschaft nach, als gestern Abend das 22. Türchen des Lebendigen Adventskalenders öffnete.

„Zum Beispiel durch eine Schellackplatte“, erklärt Hanitzsch und zieht ein Exemplar aus dem schön bedruckten Papierumschlag. „Fast immer hat die der Vater abgespielt. Sie waren so wertvoll, da durfte der Sohn nicht ran“, schmunzelt er und legt sie auf einen Plattenspieler der neueren Zeit. Die Zuschauer hörten, von geheimnisvoll-heimeligen Knistern umgeben, „Süßer die Glocken nie klingen“. Danach war die kurze Platte schon zuende.

„Man spielte aber auch Hausmusik! Viele Familien hatten Instrumente, die sie zu spielen wussten“, sagt Hanitzsch und zeigt ein ganz besonderes Instrument: eine Pyramide mit echten Kerzen, in der eine Spieluhr war, die nimmermüde „Stille Nacht“ zum besten gab, wenn man sie vorher kräftig aufgezogen hatte. „Die spielt jetzt noch eine ganze Weile weiter,“ lacht Hanitzsch und schaffte damit die passende Untermalung für den nächsten Programmpunkt: eine Stummfilmprojektor für den Hausgebrauch von 1920. Auf dem damals in Dresden bei Ernemann gebauten Kurbel-Projektor führte er einen kurzen Trabantwerbefilm auf 35mm-Filmmaterial vor, an die Hauswand projiziert. Das Publikum staunte nicht schlecht.

„Man las aber auch einfach zu Weihnachten aus Büchern vor“, sagte er und bot Texte in erzgebirgischer Mundart dar: „Wie schie es ist“, „wenn an Weihnachten die Lichter brennen“, die „Hamlichkeiten“, das „Fünkel Zeit“, was man sich nimmt und um mehr ging es darin. „Denn Weihnachten ist mehr als Butterstolln und Nuss“. Es geht auch um das Christuskind. Und der Text schloss: „Der hat die größte Freud’ der sich darauf freuen kann!“

 

Das Licht spielt an Weihnachten eine zentrale Rolle. Hanitzsch zeigte deshalb eine mächtige Glühlampe, mit 2000 W! „Die fand man damals in vielen Hausfluren oder immer noch bei uns im Welt-Theater in Frankenberg!“.

Am Schluss zog Hanitzsch kurz Bilanz: „Als wir damals vor fünf Jahren beim Lebendigen Adventskalender mitgemacht haben, wollten wir zeigen, wie einfach es sein kann, in einem Hausflur für Gäste kurzzeitig Freude zu bereiten“, sagt er und appelliert: „Es gibt nun in Frankenberg viele Hausflure. Geben Sie sich einen Ruck und nehmen Sie am Lebendigen Adventskalender teil. Falls Ihnen eine Idee fehlt, so helfe ich gern.“ Und in der Tat: den Lebendigen Adventskalender gibt es nur durch Ihre Unterstützung, lieber Leser! Sollten Sie jemand kennen, der gerne mitmachen möchte, schreiben Sie uns und melden Sie sich am besten gleich morgen bei uns an. Denn nur wenn wir wieder 24 Tage im Dezember füllen können, kann der Kalender auch im nächsten Jahr fortbestehen.

Ein bezaubernder und besinnlicher Abend war das im Hausflur der Familie Hanitzsch, vielen Dank dafür!

Heute Abend finden wir uns zum vorletzten Türchen im Ristorante Amici am Dammplatz 3 ein, wo der Bildungsverein Groß und Klein willkommen heißt. Bitte beachten Sie, dass es diesmal bereits um 17 Uhr stattfindet!

Text und Fotos: Patrick Müller

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