Tür 14: Vom Wachs zur Weihnachtskerze

Dicht gedrängt standen gestern zahlreiche Besucher des Lebendigen Adventskalenders, als der Frankenberger Imkerverein e.V. das vierzehnte Türchen öffnete. Vereinsvorsitzender Sven Richter erzählte, dass der Verein 43 Mitglieder zähle und über insgesamt 270 Bienenvölker verfüge. „Wir Imker sind Großkapitalisten, die den Bienen ihr Winterfutter stehlen und es durch Billigeres ersetzen.“ schmunzelt er. „Die Hauptleistung der Bienen ist das Bestäuben der Blüten, denn sonst gibt es um Herbst keine Früchte.“ Und genau deshalb lohne es sich, Honig aus der Region zu kaufen statt den Supermarkthonig aus Nicht-EG-Ländern. „Denn die für uns alle wertvolle Bestäubungsleistung der Bienen wird dann in Sachsen vollbracht.“

img_9726Für den Lebendigen Adventskalender erklärte Richter, wie man aus Bienenwachs Kerzen gießt. Das Wachs befand sich in einer Silikonform mit Docht, die er langsam öffnete, bis ein prächtiger Weihnachtsbaum zum Vorschein kam. Das Publikum staunte nicht schlecht. Das Hauptproblem solcher schönen Bienenwachskerzen sei aber, dass sie der Käufer wegen ihrer Schönheit kaum anzünde. In der Lutherzeit hingegen wurden allein in der Wittenberger Schlosskirche 35.750 Pfd. Bienenwachskerzen in einem Jahre verbrannt. Im 18. Jahrhundert verbrauchte man am Hof des Dresdner Kurfürsten für ein einziges Fest 14.000 Wachslichter. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts haben Stearin und Paraffin das Bienenwachs als Kerzenrohstoff verdrängt. „Schade eigentlich. Denn das Bienenwachs wird im Körper CO2-neutral produziert.“, so Richter.

img_9727Des weiteren wurden auch Fragen nach dem berühmten Propolis gestellt, eine von Bienen hergestellte harzartige Masse mit antibiotischer, antiviraler und antimykotischer Wirkung. „Am Eingang des Bienenstocks fungiert Propolis gewissermaßen als Seuchenmatte, die den Bienenstock gesund hält“, sagt er. Propolis sorgt auch dafür, dass das Bienenwachs seine gelbe Farbe erhält, denn normalerweise sei es weiß. Ein Bienenstock könne übrigens bis zu 60.000 Tiere beinhalten. „Freiwillige Massentierhaltung, scherzt Richter, der auch Hobbyimker in ganz Sachsen ausbildet. Ein Bienenvolk produziere übrigens 250 kg Honig pro Jahr, von denen allerdings 200kg durch die Bienen selbst verbraucht werden. Und auch die Zuschauer konnten sich von der Qualität der Erzeugnisse überzeugen, da zahlreiche köstliche Honigbrote verschiedener Sorten gereicht wurden. Wer mehr über den interessanten Verein wissen möchte, der sollte am ersten Samstag im Juli wiederkommen, wenn der Verein einen Tag der offenen Tür veranstaltet.
Heute Abend öffnet der Kalender im Studio Balance – Isabel Schumann.

Text & Fotos: Patrick Müller

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